Bisher nur von flüchtenden Feldhasen bekannt: Zackig und in rasantem Tempo versuchen sie Haken schlagend im Zickzack-Kurs dem Verfolger zu entfliehen.

Der Wasserverbund Region Bern AG (WVRB) kapriolt ähnlich und flieht vor hohen Rückzahlraten und künftigen Investitionsauflagen – so scheint es. Auf den 1.1.2007 gab er sich als steinreicher Investor: Für viele Regionsgemeinden, darunter Zollikofen, fühlte es sich an als hätten sie den „El Gordo“ geknackt (Hauptgewinn der spanischen Weihnachtslotterie). Der Deal geschah so: Der WVRB „kaufte“ zum vertraglich festgelegten Zeitwert alle Anlagen des Primärsystems der Wasserversorgung der Gemeinde zusammen, bei uns (Pumpwerk Steinibach, Wasserturm, Primärleitungen). Kaufpreis: knapp Fr. 6.5 Mio. Kurios, auf dem  „Kleingedruckten des Kassenzettels“ des 1.9 Mio teuren (Artikels) Wasserturm stand schon damals „ausser Betrieb“ (…) Nach den Kaufabsichten wurde indes schnell mal klar, dass sich das Geschäft nur per Kniff finanzieren lässt. Also, die Gemeinde schiesst das Geld vor (zinsloses Darlehen), der WVRB überweist während 30 Jahren in gleich grossen Raten (ca. Fr. 216‘000 p.a.) „den Kaufbetrag“. Soviel zum Intro.

Jetzt zum Geschäft: Nach sieben Jahren beschliesst der Wasserverbund, dass ihm ca. 5.3 Kilometer der Primärleitung (Ring: Alpenstrasse, Aarestrasse, Burgerweg – siehe Plan) überdrüssig sind, und er diese der Gemeinde „zurück verkaufen“ will zum Zeitwert von Fr. 2.1 Mio.

Nun zum komischen Gefühl und den vielen Fragen, die damit verbunden sind.  Im 2013 beschliesst der Verband „vor dem Hintergrund historisch tiefer Zinsen“, die zinsfreien DL der Regionsgemeinden durch neu am Kapitalmarkt aufzunehmende, langfristige DL zu ersetzen und den Gemeinden die gewährten DL zurück zu zahlen (./. der nicht mehr benötigten Leitungen). Es stellen sich Fragen: Wie viel günstiger als 0% kann man Geld beschaffen, wie viel länger als 30 Jahre gewähren Banken Darlehen? Wann folgt die nächste Rücknahme-Offerte des WVRB, z.B. für den (nutzlosen) Wasserturm und das Pumpwerk Steinibach?

Da das DL über den Gebühren finanzierten Haushalt läuft (Spezialfinanzierung), hat die Rücknahme somit keinen Geldfluss zur Folge, schreibt der GR. Zum Kreditbegehren muss der Souverän final Stellung beziehen, damit alles seine Ordnung hat und buchhalterisch wieder ausgeglichen wird. Der GGR hat das seltsame Geschäftsgebahren des WVRB (mehrheitlich) zähneknirschend durch gewunken.

In eigener Sache: Mit der Juni Sitzung verabschiedet sich Annemarie Zingg aus dem GGR. Sie hat in diesem während knapp 5½ Jahren mitgewirkt und in einem Kurzreferat ab Rednerpult ihre Erlebnisse im Parlamentsbetrieb kurz skizziert und Revue passieren lassen. In der Bildungskommission wird sie bis Ende Legislatur als Mitglied der EVP weiter mitgestalten. Die EVP dankt Annemarie Zingg für den geschätzten Einsatz in ihren Reihen auch für das im Nachgang des Ratstreffens offerierte Apéro ;-))

Roland Stucki